Bachelor

Der Bachelor ist ein berufsqualifizierender Abschluss, der in der Regel nach sechs bis acht Semestern erworben werden kann. Er gilt als niedrigster akademischer Grad. Üblicherweise ist er der erste Abschluss eines gestuften Studiums. Vor- und Nachteile sowie die Geschichte des Bachelors in Deutschland erklären wir in diesem Teil.

Während es früher noch zahlreiche Diplom- und Magisterstudiengänge an deutschen Hochschulen gab, ist der Bachelor seit 2010 der häufigste Studienabschluss. Viele Schüler*innen wissen gar nicht mehr, dass eine Zeit existierte, in der es nicht so war. Aber seit wann wird der Bachelor überhaupt angeboten und wo liegen die Unterschiede zu anderen Abschlüssen?

Am 19. Juni 1999 haben 30 europäische Staaten in der italienischen Universitätsstadt Bologna die sogenannte Bologna-Erklärung unterzeichnet. Sie legten damit den Grundstein für einen Europäischen Hochschulraum, der inzwischen 47 Mitgliedstaaten umfasst.

Welche Ziele verfolgt die Hochschulreform?

Die Europäische Studienreform soll vor allem einen Beitrag zur Weiterentwicklung der nationalen Hochschulsysteme leisten, indem sie den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch fördert und die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene vereinfacht. Das Ziel ist es, die Qualität der Berufsausbildung zu erhöhen, um den hohen Anforderungen auf dem internationalen Arbeitsmarkt gerecht zu werden.

Welche Maßnahmen wurden zu diesem Zweck bisher ergriffen?

Zum einen erfolgte die Umstellung auf ein zweistufiges Studiensystem, sodass sich die Studienzeiten verkürzten und die Studienabschlüsse vergleichbar wurden. Mit dieser Maßnahme soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert und eine höhere Erfolgsquote erzielt werden.

Zudem wurde das European Credit Transfer System (ECTS) und das Diploma Supplement eingeführt. Die englischsprachige Zeugnisbeilage beschreibt die Lerninhalte eines Studiengangs leicht verständlich und in einheitlicher Form. Damit soll für Arbeitgeber im In- und Ausland transparenter werden, welche Qualifikationen nach dem Abschluss vorliegen.

Außerdem hat die Qualitätssicherung einen höheren Stellenwert bekommen. In Deutschland beispielsweise muss eine Akkreditierungsagentur die neuen Studiengänge anerkennen. Die Strukturvorgaben schreiben außerdem vor, dass die Studiengänge in regelmäßigen Abständen auf ihre Qualität hin überprüft werden müssen. Für Studieninteressierte gewährleistet das erteilte Gütesiegel mehr Transparenz über die Qualität eines akkreditierten Studiengangs.

Ist der Bologna-Prozess in Bezug auf den Bachelor abgeschlossen?

Die europäischen Bildungsminister hatten ursprünglich geplant, den Bologna-Prozess bis 2010 abzuschließen. Das hätte bedeutet, dass ab dem Wintersemester 2010/2011 nur noch Studiengänge zur Wahl gestanden hätten, die mit dem Bachelor oder Master abschließen. Es wurde jedoch schnell klar, dass das Vorhaben eines Europäischen Hochschulraumes weit mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als zunächst gedacht. Das hatte zur Folge, dass in den folgenden Jahren noch vereinzelt bei Studienbeginn die Wahl zwischen Bachelor und Diplom bestand.

Mit dem im Jahr 1999 beschlossenen Bologna-Prozess wollten die europäischen Bildungsminister das europäische Hochschulsystem international konkurrenzfähig machen. Außerdem sollte den Studierenden eine bessere Ausgangslage auf dem Arbeitsmarkt geboten werden. Doch die Umstellung auf das zweistufige Studiensystem wurde schnell zu einer umstrittenen Angelegenheit. Bis heute löst es immer wieder kontroverse Diskussionen aus. 

So beanstandete etwa der Präsident der Hochschulrektoren-Konferenz, dass die angestrebte Mobilität der Studierenden durch die verkürzten Studienzeiten eingeschränkt werde. Außerdem sei der Bachelor zu sehr an starre Regelungen gebunden und lasse den Studierenden nicht ausreichend Möglichkeiten, das Studium flexibel zu gestalten. 

Allerdings gibt auch viele Befürworter, nach deren Auffassung die Reform weiterhin als Weg in die richtige Richtung angesehen werden kann. Sie heben die positiven Aspekte des Bologna-Prozesses hervor und loben beispielsweise die stärkere Strukturierung des Bachelor, die es den Studierenden ermögliche, sich leichter im Studium zurechtzufinden und damit schneller zum Abschluss zu kommen.

Im Folgenden haben wir dir ein paar Argumente zusammengestellt, damit du dir ein eigenes Bild von den Vor- und Nachteilen eines Bachelorstudiums machen kannst.

Qualität

Ein wichtiger Teil des Bachelorstudiums ist die Vermittlung berufsqualifizierender Kompetenzen und Fähigkeiten. Im Gegensatz zu den traditionellen Diplomstudiengängen ist ein Bachelorstudium viel stärker an der beruflichen Praxis orientiert. Du wirst gezielt auf den Berufseinstieg vorbereitet und kannst bereits nach sechs Semestern mit einem Hochschulabschluss in das Berufsleben einsteigen.

Jeder Studiengang wird von speziellen Agenturen im Zuge einer Akkreditierung auf seine Qualität hin überprüft. Diese Prüfung wird von der „Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland“ organisiert und soll die Qualität von Studium und Lehre weiterentwickeln. Bei der Anerkennung der Studiengänge haben die Studierenden ein Mitspracherecht, denn im Akkreditierungsrat der Stiftung sitzen neben Vertretern von Hochschulen und Länderministerien auch zwei studentische Vertreter, deren Meinung maßgeblich zur Entscheidung beiträgt. Bachelorstudenten können also darauf vertrauen, dass ein Studiengang mit dem entsprechenden Akkreditierungssiegel den offiziellen Vorgaben entspricht und eine gute Qualität bei Aufbau und Inhalt des Studiengangs erwarten. Bei den bisherigen Studienabschlüssen gab es eine solche übergeordnete Kontrollinstanz nicht.

Gegen das Bachelorstudium spricht die Zusammenkürzung der Inhalte aufgrund der Reduzierung der Regelstudienzeit. Wer seine fachlichen Kenntnisse vertiefen möchte, sollte daher ein Masterstudium anschließen.

Flexibilität

Mit dem Bachelorabschluss hat man nicht nur einen ersten akademischen Titel erworben,  sondern sich auch Fachwissen angeeignet und Lebenserfahrung gesammelt. Diese drei Dinge bilden eine wichtige Grundlage für weitere Entscheidungen. Anstatt sich nach dem Abitur für die nächsten fünf oder sechs Jahre auf ein Fachgebiet festzulegen, von dem man noch nicht so recht weiß, ob es überhaupt das Richtige für einen ist, kann man sich nach drei Jahren nochmals neu entscheiden, indem man beispielweise ein Masterstudium anschließt, das den eigenen Neigungen entspricht und die im Bachelorstudium erworbenen Kenntnisse vertieft.

Das zweistufige Studiensystem kann auch als Nachteil angesehen werden, denn die Studieninhalte werden nun in eine deutlich straffere Struktur gepresst. Dadurch ist der Studienplan für jeden Einzelnen stärker durchorganisiert und fast wie in der Schule vorgegeben. Freiräume, die notwendig sind, um sich einen Fachbereich zu erschließen und festzustellen, ob er mit den eigenen Interessen übereinstimmt, bleiben auf der Strecke. Selbstständiges Denken und eigenverantwortliches Handeln werden demzufolge zu wenig gefördert.

Internationalität

Das European Credit Transfer System (ECTS) ist ein einheitliches Leistungsbewertungssystem, mit dem die Studienleistungen europaweit anerkannt werden. Ein Auslandsaufenthalt wird dadurch attraktiver, denn man muss sich nicht mehr um die Bestätigung seiner Leistungsnachweise bemühen.

Das Diploma Supplement beschreibt die Lerninhalte eines Studiengangs leicht verständlich und öffnet damit Türen bei ausländischen Arbeitgebern.

Durch die Reduzierung der Regelstudienzeit und die damit verbundene Fülle des Lernstoffes bleibt kaum Zeit, um ein Semester im Ausland zu studieren.

Eine Studie des Stifterverbandes der Deutschen Wirtschaft ergab, dass die Mehrheit der Unternehmen keinen großen Wert auf die Art des Hochschulabschlusses legt – weder bei der Besetzung von Einstiegspositionen noch bei den Gehältern.

Obwohl bereits im Jahr 2010 etwa 65 Prozent der größeren Unternehmen Absolventen eines Bachelorstudiums beschäftigten, schließt ein Großteil der Bachelorabsolventen einen Master an, weil er den eigenen Arbeitsmarktchancen nicht traut. Die Idee des Bologna-Prozesses, mit dem Bachelor einen Standardabschluss zu etablieren, der für den weiteren Berufsweg ausreicht, ist damit von den Studierenden nicht angenommen worden.

Die Lerninhalte eines Bachelorstudiengangs sind modularisiert. Ein Modul bezeichnet einen Verbund von thematisch und zeitlich aufeinander abgestimmten Lehrveranstaltungen, die ein gemeinsames Lernziel vermitteln und mindestens eine integrierte Prüfungsleistung beinhalten. Pflichtmodule müssen absolviert werden, bei Wahlpflichtmodulen hast du die Wahl zwischen mehreren Lehrveranstaltungen, von denen du eine bestimmte Anzahl auswählen und erfolgreich abschließen musst.

Für eine erfolgreich erbrachte Leistung erhältst du eine vorher festgelegte Anzahl an ECTS-Punkten oder auch Credit Points, die im Laufe des Studiums addiert werden. Pro Semester solltest du 30 ECTS-Punkte erwerben.

Ein Fach oder zwei Fächer

Ein Bachelor kann ein oder zwei Hauptfächer umfassen. Bei einem Ein-Fach-Bachelor liegt der Schwerpunkt auf dem gewählten Studienfach. Die Nebenfachmodule orientieren sich dabei an den Inhalten des Hauptfaches und sind im Programm integriert.

Bei einem Zwei-Fach-Bachelor studierst du zwei Fächer gleichberechtigt nebeneinander. Bei Bachelorstudiengängen, die für das Lehramt qualifizieren, entsprechen diese beiden Fächer dem ersten und zweiten Lehramtsfach.

Die verschiedenen Bezeichnungen richten sich nach der Art des jeweiligen Studiengangs:

  • Der Bachelor of Arts (B.A.) gilt hauptsächlich für Sport-, Sozial-, Kunst-, sowie Sprach- und Kulturwissenschaften.
  • Wirtschaftswissenschaften schließen je nach inhaltlicher Ausrichtung des Studiengangs mit dem Bachelor of Arts (B.A.) oder dem Bachelor of Science (B.Sc.) ab.
  • Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin sowie Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften führen ebenfalls zum Bachelor of Science (B.Sc.).
  • Ingenieurwissenschaften schließen überwiegend mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) oder dem Bachelor of Engineering (B.Eng.) ab.
  • Rechtswissenschaften führen, sofern es kein staatlich geregelter Studiengang ist, zum Bachelor of Laws (LL.B.).
  • Die Abschlussbezeichnungen für künstlerische Studiengänge an Kunst- und Musikhochschulen lauten Bachelor of Fine Arts (B.F.A.) für freie und darstellende Kunst sowie für künstlerisch angewandte Studiengänge und Bachelor of Music (B.Mus.) für Musik.
  • Studiengänge, die die Voraussetzungen für ein Lehramt vermitteln, schließen mit dem Bachelor of Education (B.Ed.) ab.

Der Bachelor bereitet dich gezielt auf das Berufsleben vor, denn die Studieninhalte ändern sich regelmäßig, um den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes zu entsprechen. Deshalb zahlen viele Unternehmen den Bachelorabsolventen das gleiche Einstiegsgehalt wie Diplomabsolventen.

Wenn du allerdings eine wissenschaftliche Karriere ins Auge fasst oder in einem Unternehmensbereich tätig sein möchtest, der vertiefte Spezialkenntnisse erfordert, solltest du unbedingt einen Master an das grundständige Studium anschließen. 

In unserem Text zum Thema „Gehalt“ erfährst du, wie viel du nach deinem Studium verdienst und wie sich dein Gehalt mit den Jahren entwickelt.

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