Studienkredit

Das Angebot für Student*innen ist groß: Bei vielen privaten und auch staatlichen Instituten gibt es Studienkredite, mit denen du deine Ausbildung finanzieren kannst. Aber zu welchen Konditionen bekommt man einen Studienkredit? Und worauf sollte man vor Vertragsabschluss achten?

Wenn das BAFöG nicht (mehr) verfügbar ist und der Studienstress keinen Nebenjob zulässt (oder die Bezahlung einfach nicht ausreicht), dann wird die Finanzierung des Studiums zu einem echten Problem. In solchen Fällen suchen viele Student*innen nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten – z. B. ein Studienkredit von einem privaten oder staatlichen Institut. Doch dabei gibt es einige Dinge zu beachten:

Mit einem Studienkredit lässt sich das Studium unabhängig und in eigener Verantwortung finanzieren. In der Regel schafft man den Abschluss schneller, da man nebenbei nicht arbeiten muss und sich voll und ganz auf die Vorlesungen und Seminare konzentrieren kann.

Wer möchte, kann mit einem Studienkredit auch nur eine bestimmte Phase des Studiums finanzieren, beispielsweise die Abschlussphase. In dieser kann ein Studienkredit zusätzliche Zeitressourcen für die Prüfungsvorbereitung schaffen.

Ein Stück Freiheit…

Außerdem eröffnet ein Studienkredit neue Gestaltungsräume, denn in den meisten Fällen erfolgt die Auszahlung in monatlichen Raten und der Student kann frei über das Geld verfügen. In vielen Fällen sind zudem Sonderauszahlungen möglich, sodass sich ein Auslandsaufenthalt unbürokratisch finanzieren lässt.

Ein Studienkredit steht grundsätzlich jedem Studenten offen und ist nicht an Auflagen gebunden, wie etwa das Einkommen der Eltern oder überdurchschnittliche Studienleistungen.

Noch vor wenigen Jahren waren Studienkredite eine Seltenheit. Mittlerweile haben Banken und auch staatliche Institutionen die Bildungsfinanzierung als neuen Markt entdeckt, sodass du dich als Student einer Fülle von unterschiedlichsten Kreditprodukten gegenüber siehst.

Keine überstürzten Entscheidungen treffen!

Wichtig ist, dass du dir im Vorfeld genug Zeit nimmst, um die Studienkredite der verschiedenen Anbieter zu prüfen, denn jedes Unternehmen hat ebenso wie die staatlichen Institutionen ein eigenes Konzept. Nicht selten sind die Studienkredite an bestimmte Bedingungen geknüpft – es gibt Institutionen, die gewähren Kredite nur für Studenten eines bestimmten Alters, Wohnortes oder Studienfaches. Auch die Kredithöhe und die Kosten variieren stark, daher ist zu empfehlen, dass du dir mehrere Angebote einholst und die Unterlagen mit nach Hause nimmst. Wenn du möchtest, kannst du sie mit deinen Eltern durchblättern oder du gehst damit zum Studentenwerk. Die Finanzexperten dort können dir Vor- und Nachteile aufzeigen und dich auf K.-o.-Kriterien aufmerksam machen.

Im Allgemeinen führt jedes Geldinstitut eine Prüfung der Bonität des Kreditnehmers durch. Mit Bonität bezeichnet man die Kreditwürdigkeit eines Kunden. Sie wird anhand eines Kriterienkataloges ermittelt, für den jedes Kreditinstitut sein eigenes Verfahren entwickelt hat. Ein zentrales Element für die Bonität ist die Auskunft der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa). Sie sammelt Daten aus dem Zahlungsverkehr von Verbrauchern, aus denen sich ihre finanzielle Lage ermitteln lässt. Dies geschieht natürlich nur mit Einwilligung des Kunden, etwa bei der Eröffnung eines Girokontos.

Laut Stiftung Warentest macht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) derzeit das „beste Angebot“ für einen Studienkredit. Je nach Wunsch zahlt die KfW monatlich zwischen 100 und 650 € aus. Jeweils zum 1. April und 1. Oktober kann der monatliche Darlehensbetrag an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Die Dauer der Förderung ist vom Alter abhängig, liegt bei einem Erststudium aber bei maximal 14 Semestern.

Die Verzinsung ist variabel. Der Zinssatz wird immer zum 1. April und 1. Oktober für jeweils ein halbes Jahr festgelegt. Um das Zinsrisiko kalkulierbar zu machen, garantiert die KfW jedoch einen Höchstzinssatz (Sollzins) von 8,91 Prozent. Dieser gilt ab Vertragsschluss für einen Zeitraum von 15 Jahren. In der Tilgungsphase kannst du dann zwischen einem variablem Zinssatz und einer Festzinsoption wählen.

Weitere Vorteile eines KfW-Kredits:

  • Die KfW verzichtet auf eine Bonitätsprüfung und du musst für den KfW-Studienkredit keine Sicherheiten stellen
  • Eine außerplanmäßige Tilgung des Kredits ist in jeder Phase möglich
  • Die KfW stellt den Studienkredit auch für ausländische Studenten aus EU-Ländern zur Verfügung

Weitere Informationen zum Studienkredit der KfW findest du hier.

Das Bildungskreditprogramm ist eine weitere Möglichkeit der Ausbildungsfinanzierung, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung ergänzend zum BAföG zur Verfügung stellt. Der Bildungskredit ist von Einkommen und Vermögen unabhängig.

Die Auszahlung erfolgt durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für die Dauer von bis zu 24 Monaten erhältst du wahlweise 100, 200 oder 300 €. Der Höchstbetrag liegt also bei 7.200 €. Bei Bedarf kann jedoch ein Teil des Kredits als Abschlag im Voraus ausgezahlt werden, wenn im Einzelfall glaubhaft gemacht wird, dass der Betrag unmittelbar für die Finanzierung eines außergewöhnlichen Aufwands benötigt wird.

Rückzahlung und Zinsen

Der Zinssatz ist variabel und richtet sich nach der European Interbank Offered Rate (EURIBOR) zuzüglich einem Prozent Aufschlag pro Jahr. Er wird zum 1. April und 1. Oktober für jeweils ein halbes Jahr festgelegt. Die Zinsen werden vom Tag der Auszahlung an berechnet, sie sind aber erst mit Beginn der Tilgung zu zahlen.

In den ersten vier Jahren ab der ersten Auszahlung zahlst du weder Zins noch Tilgung. Erst danach beginnst du mit der Rückzahlung in monatlichen Raten von 120 €. Du kannst den Kredit allerdings jederzeit ganz oder teilweise vorzeitig zurückzahlen, ohne dass dafür zusätzliche Kosten anfallen.

Es erfolgt keine Bonitätsprüfung und es sind keine Sicherheiten erforderlich.

Der Bildungskredit kann mit dem KfW-Studienkredit und mit BAföG kombiniert werden.

Weitere Informationen zum Bildungskredit findest du hier.

Auch privatwirtschaftliche Geldinstitute beteiligen sich am Wettbewerb um Studenten. Während die Raiffeisen- und Volksbanken ihre Studienkredite überregional anbieten, beschränken sich die Angebote von Sparkassen und kleineren Banken in der Regel auf eine Region. Außerdem unterscheiden sich die Kredite in ihrer Kredithöhe und in den Kosten. Vereinbare am besten ein persönliches Gespräch mit einem Berater – dieser kann dich über die Konditionen des Studienkredits informieren. Um das für dich bestmögliche Angebot zu bekommen, solltest du mehrere Geldinstitute miteinander vergleichen.

Für die Bestimmung des tatsächlichen Kreditbedarfs ist es hilfreich, die Differenz zwischen den vorhandenen Einnahmequellen und den insgesamt anfallenden Studienkosten zu berechnen. Für eine sorgfältige Einschätzung solltest du eine Liste mit allen Posten erstellen.

Beispiel:

Einnahmen in €

 

Gehalt

520 €

Unterhaltseingang von den Eltern

100 €

 

Gesamt

620 €

 

Ausgaben in €

 

Lebenshaltungskosten       

 

Miete inkl. Nebenkosten

350 €

Ernährung

100 €

Versicherung

80 €

Öffentlicher Nahverkehr

30 €

Telefonrechnung

25 €

Freizeit

50 €

  

Kosten für das Studium

 

Studiengebühren

100 €

Lehrmaterial

50 €

 

Gesamt

785 €

 

Differenz

165 €

Wenn man seine Kosten errechnet hat, ist es sinnvoll, mit einzukalkulieren, dass sich bestimmte Kostenfaktoren im Laufe der Zeit ändern können.

Außerdem sollte man in Erwägung ziehen, ob man eines Teil seines Studiums im Ausland verbringen möchte. Eventuell können dann deutlich höhere Studiengebühren anfallen, die im Kreditvertrag berücksichtigt werden müssen.

Eine Vereinbarung über Sonderauszahlungen ist sinnvoll – stell dir mal vor, dein Laptop geht kaputt und du bist in deinem Studium darauf angewiesen. Mit einer einmaligen Sonderauszahlungen kannst du zusätzlich anfallende Kosten dieser Art auffangen.

Generell solltest du jedoch bedenken, dass die Kreditsummer bestimmt, mit wie viel Schulden du später ins Berufsleben startest. Und: Je größer die Kreditsumme, desto höher die Zinsen. Schraube deine Ansprüche also herunter, wenn du dadurch Schulden vermeiden kannst. Wichtig ist, dass sich die monatlichen Auszahlungen deinen Bedürfnissen anpassen und dass du ohne Einschränkungen studieren kannst.

Wie viel kostet ein Kredit?

Du solltest dich nicht allein vom effektiven Jahreszins bei deiner Entscheidungsfindung leiten lassen, denn die Kosten für einen Studienkredit setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen.

Was ist ein effektiver Jahreszins?

Der effektive Jahreszins ist der Gesamtpreis eines Kredits. Er setzt sich aus Soll- bzw. Nominalzins und Nebenkosten zusammen. Der effektive Jahreszins wird in Prozent bezogen auf ein Jahr angegeben. Er zeigt dem Verbraucher die tatsächlichen Finanzierungskosten eines Kredits und macht so Angebote von verschiedenen Kreditinstituten vergleichbar.

Welche Faktoren sind ebenfalls wichtig?

Dennoch gibt es einige Aspekte, die der effektive Jahreszins nicht mit einschließt. Folgende Fragen solltest du deinem Berater daher unbedingt stellen:

  • Ist der Zins über die Laufzeit garantiert?
  • Sind die Auszahlraten variabel?
  • Ab wann werden die Zinsen fällig?
  • Wann beginnt die Rückzahlung?
  • Wie lange läuft die Tilgungsphase?
  • Kann man den Kredit ganz oder teilweise vorzeitig zurückzahlen, ohne das zusätzliche Kosten entstehen?

Diese Dinge können für die Kostenbemessung des Kredits ebenfalls relevant sein – stell dir mal vor, du benötigst fortan weniger Geld, weil deine Eltern dich nun finanziell unterstützen können. In einem solchen Fall ist es wichtig, dass du die Auszahlraten herabsenken kannst, andernfalls wäre die Kreditsumme und somit die Kosten für den Kredit viel höher, als sie eigentlich sein müssten. Daher gilt: Je flexibler ein Kredit ist und sich deinen Bedürfnissen anpasst, desto kostengünstiger ist er.

Studienkredit mit festem oder variablem Zins?

Während der effektive Jahreszins alle im Jahr anfallenden Kosten für einen Kredit widerspiegelt, bezieht sich der Nominalzins nur auf die Kreditsumme.

Bei der festen Verzinsung bleibt der Zins über die gesamte Laufzeit konstant. Bei der variablen Verzinsung wird ein anfänglicher Zins zu Grunde gelegt, der aber von der allgemeinen Zinsentwicklung abhängig ist.

Die Entscheidung liegt bei dir

Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile: Wer einen Studienkredit mit variablem Zins abschließt, der trägt ein gewisses Zinsrisiko. Sollte sich nämlich das Zinsniveau drastisch erhöhen, steigen dem entsprechend auch die Kosten für den Studienkredit. Einige Geldinstitute bieten aber die Möglichkeit, dieses Risiko einzuschränken, indem sie für einen bestimmten Zeitraum einen Höchstzinssatz festlegen, der nicht überschritten wird. Ein Studienkredit mit fester Verzinsung bietet dagegen langfristige Planungssicherheit, denn du kannst genau ausrechnen, wie hoch die Kosten für den Studienkredit sind. Hast du den Kredit aber zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als das Zinsniveau hoch war, kannst du von einer Zinssenkung nicht profitieren.

Viele Banken bemühen sich, aufgrund der Zinsentwicklung der Vergangenheit eine Prognose für die Zukunft abzugeben. Mithilfe dieser Prognosen lässt sich ungefähr ausrechnen, inwieweit sich die Kosten für einen Kredit mit festem und variablem Zins unterscheiden. Entscheidend dafür sind natürlich die Kreditsumme sowie der Tilgungsplan.

Möglichkeiten der Kreditabsicherung

Einige Geldinstitute fordern vom Kreditnehmer die Stellung von Sicherheiten. Auf diese Weise wollen sie eine Rückzahlung des Kredits in jedem Fall sicherstellen.

Die Absicherung eines Kredits kann auf verschiedene Weise erfolgen: Die kostengünstigste Variante ist sicherlich die Stellung eines Bürgen. Dabei benennt der Kreditnehmer eine Person, die vor der Bank zustimmt, die Tilgungsverpflichtung im Falle einer Zahlungsunfähigkeit zu übernehmen. Eine andere Möglichkeit ist der Abschluss einer Versicherung. Diese springt ein und übernimmt die Zahlung der noch ausstehenden Raten, wenn der Kreditnehmer stirbt, erkrankt oder arbeitslos wird.

In jedem Fall bedeutet eine Kreditabsicherung zusätzliche Kosten. Daher solltest du dich vor Abschluss des Kreditvertrages erkundigen, ob eine Absicherung unbedingt notwendig ist.

Darf man Schulden machen, ohne zu wissen, wie viel man später mal verdient?

Ein Studium ist grundsätzlich eine gute Investition. Man sollte einen Studienkredit aber immer als letzte Lösung betrachten – Kreditanbieter haben schließlich nichts zu verschenken.

Setze dich vorher mit deinen Eltern zusammen und frage, ob sie dich unterstützen können. Vielleicht reicht ja auch der Studentenjob, um das Studium zu finanzieren? Wenn das nicht genügt, kannst du immer noch BAföG beantragen oder dich für ein Stipendum bewerben.

Erst wenn diese Optionen ausgeschlossen sind, solltest du dir über einen Studienkredit Gedanken machen.

Was passiert, wenn ich einen Kredit laufen habe und mein Studium abbreche?

Dann muss man in der Regel sofort mit der Tilgung beginnen. Einen Kreditvertrag solltest du deshalb nur abschließen, wenn du ganz genau weißt, dass du das richtige Studium am richtigen Ort gefunden hast und dass du das Studium engagiert bis zum Ende durchziehen wirst.

Ein Studienkredit beeinflusst die Lebensplanung langfristig in vielen Bereichen und sollte daher gründlich vorbereitet werden. Bevor du einen Kreditvertrag unterzeichnest, solltest du folgende Dinge beachten:

Die Kalkulation des persönlichen Finanzbedarfs

Als Erstes solltest du den Finanzierungsbedarf für das gesamte Studium veranschlagen. Hierfür ist es sinnvoll, die durchschnittlichen Einnahmen und Ausgaben pro Monat in einer Tabelle zu erfassen. Dabei sollten auch solche Posten berücksichtigt werden, die nur einmal im Semester anfallen.

Einen späteren Anstieg der Studienkosten einberechnen

Aus verschiedenen Gründen kann sich der durchschnittlich veranschlagte Finanzierungsbedarf für das Studium später erhöhen. Diese Möglichkeit sollte unbedingt einkalkuliert werden, bevor man die Kreditsumme endgültig festlegt.

Das Auslandsstudium als Option einbeziehen

Viele Studenten haben den Wunsch, einige Zeit im Ausland zu studieren. Wenn du dies beabsichtigst oder dir zumindest die Option offen halten möchtest, solltest du das auch beim Abschluss eines Kreditvertrages im Auge behalten.

Ein persönliches Beratungsgespräch führen und abwägen, ob das Angebot zu den eigenen Vorstellungen und Planungen passt

Du solltest in jedem Fall ein persönliches Beratungsgespräch führen, um deine noch offenen Fragen zu klären. In vielen Fällen kann dir ein Berater bessere Konditionen anbieten – unabhängig vom Standardangebot. Dazu gehört zum Beispiel eine Zinssenkung durch eine Bürgschaft der Eltern, was den Studienkredit günstiger macht.

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